Diese Übersicht dient dazu, Sehbehinderten die Bereiche bewußter zu machen, in
denen sie ihre Arbeit mit dem Computer erleichtern können, und es ist zugleich eine
Orientierung, welche dieser Bereiche im weiteren Verlauf des Ratgebers genauer
ausgeführt werden. Die Bereiche, vorab im Überblick, sind:
0.1. Gestaltung des Arbeitsraumes und des Arbeitstisches
0.2. Hardware-Empfehlungen zur Computer-Ausstattung
0.3. Welches Betriebssystem? (DOS, WINDOWS, WIN95, OS/2, UNIX, MAC, ...)
0.4. Verwaltung des PC: Welcher "Dateimanager"?
0.5. Welche Menüführung? (Schreibcursor, Maus, Funktionstasten)
0.6. Welcher Startbildschirm (Desktop)?
0.7. Welche weiteren Voreinstellungen für Sehbehinderte?
0.8. Welche Anwenderprogramme?
0.9. Lernstrategien und -hilfen
2. Am Schreibtisch sollte alles gut geordnet sein, und alle häufig gebrauchten Dinge sollten durch Schubfächer, Regale usw. nach dem Prinzip der kurzen Wege sozusagen "blind" griffbereit sein. Eine freie Ablage- bzw. Schreibfläche neben dem Computer, vielleicht im rechten Winkel, ist zweckmäßig.
Als Beleuchtung sollten 1 oder 2 Bügelarmlampen dienen; günstig sind dabei Energie sparlampen, und zwar mit "Vorschaltgerät" zur Unterdrückung des leichten Flackerns. Halogenlampen machen i.a. zu harte Schatten.
Sehr wichtig ist ein höhenverstellbarer und drehbarer Stuhl auf Rollen, damit sich der/die Sehbehinderte allen Dingen schnell nach Bedarf nähern und die optimalen Abstände einrichten kann. Ein spezieller Tip: Wer oft Vorlagen zu bearbeiten oder abzuschreiben hat, kann einen Vorlagen-Halter mit Bügelarm am Schreibtisch an bringen; so kann man sich ohne Hilfe der Hände der Vorlage beliebig nähern.
3. Alle zum Computer gehörenden elektrischen Anlagen (Mainbord, Bildschirm, Tastatur, Drucker, .... ) sollten über eine Steckerleiste verbunden und so über einen gemeinsamen gut erreichbaren Hauptschalter bedient werden.
4. Weitere Arrangements sind nach individuellem Sehvermögen und Bedarf sorgfältig zu planen und einzurichten - von der Diskettensammlung bis zur Beschriftung der Aktenordner.
1. Ein schneller Rechner ist wichtig, wenn man Großschrift- oder Sprachausgabefunktionen "parallel" laufen hat: der Rechner darf nicht langsamer sein als man schreiben möchte. Auch bei Scan-Vorgängen (Textlesesystem = Lesesprechgerät) kann das Warten lästig werden. Zu einem schnellen Rechner gehört nicht nur ein guter Prozessor (z.B. Pentium), sondern auch eine schnelle Festplatte, großer Hauptspeicher, u.a.
2. Ein großer Bildschirm, z.B. 17'' (ca. 1200 DM) oder gar 20/21'' (ca. 3.500 DM); ist wichtig, denn das ist besser als jede andere Vergrößerung! Achtung: Bei der Grafikkarte auf hohe Bildfrequenz und Super-VGA-Auflösung achten!
3. Ein guter Drucker (d.h. kein Nadeldrucker; sondern Tintenstrahl- oder Laserdrucker) ist für variable Schriftarten und kontrastreiche Ausdrucke wichtig.
4. Option: Soundkarte (ca. 200 DM) zur Ton-/Sprachwiedergabe bei versch. Software.
5. Option: Modem, an besten Fax-Modem (ca. 200 DM) erschließt Zugang zur Telekommunikation mit anderen PC's, Mailboxen, INTERNET, ...
6. (Luxus-) Option: Wechselfestplatte (ca. 400 DM), ggf. Streamer als bequemes
Backup- und Transport-Medium.
Wegen der Verbreitung des Systems und der Vielfalt der Software gibt es für viele Nutzer kaum eine echte Alternative. In Kap. 3 des SATIS-Ratgebers sind Alternativen aufgeführt und kurz erläutert; neben vielen guten Sachargumenten gibt es beim Systemvergleich aber auch einen "Glaubenskrieg".
Meine private Philosophie dazu in Kürze: Wenn die Uni, an der ich arbeite, einen entsprechenden Support bieten würde, würde ich wohl am liebsten zu Apple Macintosh umsteigen. Aber das ist auch eine Menge Aufwand an Geld und Umstellung.
Ob bzw. wie schnell sich WINDOWS 95 gegen Windows 3.1 durchsetzen wird, ist noch nicht absehbar. Hinweise zu WIN95 finden sich ebenfalls in Kap. 3.
Besonders an Universitäten ist UNIX verbreitet mit der graphischen Oberfläche XWIN DOWS,
Das Betriebssystem OS/2 von IBM, unter dem man auch Windows laufen lassen kann, ist relativ wenig verbreitet. Hierfür gibt es einen guten "Screenreader" zum Erkennen der graphischen Elemente, aber wenig spezielle Software.
Für die Programm- und Dateiverwaltung gibt es eine Reihe von Alternativen, die wohl alle nicht ganz ideal sind; viele EDV-Anwender benutzen mehrere Möglichkeiten parallel, um die jeweiligen Vorzüge zu kombinieren. Dieses Verfahren ist für Sehbehinderte ungünstig, denn der häufige Wechsel der Benutzerführung (Menüs, Tastenbedeutungen, usw.) bringt Verwirrung.
Alternativen sind z.B.:
Manchmal kann es unter WINDOWS praktisch oder gar notwendig sein, auf die DOS-
oder ASCII-Ebene zurückzukehren. So müssen System-Einstellungen in den Dateien
CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT (u.a.) mit einem ASCII-Editor erfolgen.
Tip: Wählen Sie sich als Sehbehinderte(r) IHR Lieblinssystem aus, und wechseln sie nicht zu viel, das bringt nämlich Streß!
P.S.: Ich selbst stehe zu "Quickmenü" und arbeite damit!
Die Alternativen sind:
Heute gibt es auch unter DOS "Pull-Down-Menüs", in denen man sich mit den Cursor- Pfeil-Tasten bewegen kann, ergänzt durch Tab-Taste, Leertaste und Return-Taste; dabei sind die jeweils auswählbaren Menüpunktes meist hervorgehoben, ebenso der z.Z. angewählte Menüpunkt. Wenn man die Menüpunkte gut lesen kann, ja WENN, dann ist diese Art von Befehlsauswahl bequemer als DOS, Allerdings ist i.a. ein guter Überblick über die Struktur des gesamten Menüs und ein gutes Sehvermögen nötig, um für den erwünschten Befehl den richtigen Rollbalken und darin den gewünschten Menüpunkt schnell zu finden.
In dieser Menüführung kommen auch "Dialogboxen" mit Auswahlfeldern vor, so daß der Benutzer besser weiß, was gerade zu tun ist und was möglich ist. Aber manchmal sind diese Boxen schlecht lesbar oder in irgendeiner Bildschirmecke versteckt, und dann können Sehbehinderte verzweifelt rätseln, warum der Computer nicht mehr "vernünftig" reagiert ...
Insgesamt werden die Vorteile und die Nachteile der unter 1. beschriebenen Menüführung verstärkt.
Auch für Sehbehinderte ist das Arbeiten mit Funktionstasten sehr zu empfehlen, vor allem dann, wenn man ein Programm oder einen Befehl häufig benutzt: man kann das bis zum Reflex automatisieren! An mehreren Stellen das SATIS-Ratgeber wird auf Möglichkeiten der Nutzung von Funktionstasten hingewiesen (s. bes. Kap. 2.0).
Unsere Bemühungen, auch nur eine einfache Rückmeldung, ein Klick, zu jeder Ta statureingabe bei DOS und Windows zu erreichen, war nur teilweise erfolgreich (s. Kap. 5.3.).
Tip: Sehbehinderte sollten eine Betriebsweise wählen, die sie schnell und sicher beherrschen und aus der sie möglichst wenig herauswechseln müssen; einen ganz allgemeinen Rat gibt es nicht. Der Übergang zu den schnelleren "Hot Keys" ist durch aus empfehlenswert, aber meist erst dann, wenn man das System gut kennt.
Die bekannte (Standard-)Meldung "C:>" von MS-DOS auf dem Startbildschirm ist da wenig hilfreich! Der Laie ist da erstmal ratlos, und der Fachmann muß erst einige Befehle eintippen, bis er seinen Arbeitsbereich gefunden hat.
Man kann einem Rechner aber "mitteilen", welche Systemzusammenstellung er jedes Mal nach dem Anschalten herstellen soll und wie der Startbildschirm gestaltet sein soll. Bei MS-DOS wird dies in den Dateien AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS notiert, unter WINDOWS kommt u.a. noch die WIN.INI-Datei hinzu. Im SATIS-Ratgeber spielen diese Dateien daher eine nicht unwichtige Rolle.
Es bieten sich für den gewählten Startbildschirm u.a. folgende Möglichkeiten an:
1. Normalstart mit MS-DOS; Anzeige z.B. "C:>" zur Befehlseigabe.
2. Normalstart mit WINDOWS, Anzeige des Programm-Manager mit einer vom Benutzer zuvor gestalteten Zusammenstellung von Fenstern und Icons, so daß eine schnelle Auswahl (per Maus, ggf. auch mit Funktionstasten) möglich ist.
3. Normalstart mit DOS oder WINDOWS und sofortiger Übergang zu einem Programm, das eine eigene Benutzerführung bereitstellt. Anzeige von dessen Startbild schirm, ebenfalls nach eigenen Bedürfnissen konkret gestaltet.
Ein Beispiel ist das Programm QUICKMENU (s.o. unter 0.4 und Kap. 1.3). Andere Beispiele sind der NORTON-Commander oder PC-TOOLS.
Empfehlung:
Weitverbreitete Standardbildschirme wie der Programm-Manager von WINDOWS haben den Vorteil, daß der Nutzer sich an fremden Rechnern auch schnell auskennt: diese Möglichkeiten stehen bereit, selbst wenn der Eigentümer es für sich anders eingerichtet hat. Eigene Gestaltungen haben demgegenüber den Vorteil, daß die individuelle Seh- und Arbeitssituation optimal berücksichtigt werden kann.
Tip: Wichtig für Sehbehinderte ist, wie schon beim Betriebssystem unter 0.4. Punkt 4 gesagt: Man wähle EINE Alternative, die man gut kennt, und wechsle nicht zu oft.
Im SATIS-Ratgeber wird auf verschiedene Varianten mit konkreten Tips zur
Gestaltung eingegangen. (Übrigens: Meine Wahl ist auch hier QUICKMENÜ.)
Dieser Bereich ist für Sehbehinderte sehr bedeutsam, und ihm ist deshalb ein ganz wesentlicher Teil des SATIS-Ratgeber und der gesammelten Software gewidmet. Dabei liegen die Schwerpunkte auf MS-DOS und WINDOWS (Kap. 1 und 2), weil dies die verbreitetsten Benutzeroberflächen sind.
Alles weitere kann man dort genauer nachlesen!
Bei der Auswahl eines bestimmten Anwenderprogrammes (z.B. WORD oder WordPerfect bei der Textverarbeitung) ist es für Sehbehinderte sehr wichtig (mehr als für andere Computernutzer), neben den allgemeinen Eigenschaften dieser Software auch auf diese Gestaltungsfragen zu achten, da davon manchmal die Benutzbarkeit überhaupt abhängt.
Es gibt z.B. Blinde und Sehbehinderte, die auf das Programm "F&A" zur Textverarbeitung und als Datenbankprogramm schwören, weil es ihren spezifischen Bedürfnissen besonders entgegenkommt. ...
Es würde den jetzigen Rahmen von SATIS sprengen, die Einstellungsmöglichkeiten ganz verschiedenartiger Programme darzustellen und vergleichend gegenüberzustellen; wir haben uns auf wenige (ggf. übertragbare) Beispiele beschränkt, z.B. im Kap. 2.3.3.
Dennoch stellen wir uns vor, daß einzelne SATIS-Nutzer zusätzliche Kapitel für spe
zielle Software einfügen, so daß "Nutzergemeinschaften" entstehen.
Wir haben daher dem Bereich "Telekommunikation / Mailboxen" ein eigenes ausführliches Kapitel (Nr. 6) gewidmet, in dem der Zugang zu Mailboxen und deren Informationen erleichtert wird. Alles weitere dazu siehe dort!