Satis Tipps

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(07.11.02)


Tipp-Bereich 8:  Sprachausgaben, Textlesesysteme (G 56-65)
Tipp-Gruppe 56: Sprachausgaben: Grundinfo, Überblick

Tipp 56-1 : Allg. Eigenschaften von Sprachausgaben

Kurz-Info

Ein Überblick über alle SATIS-Tipps zu Sprachausgaben steht im Tipp 57-0. In diesem Tipp werden allgemeine Eigenschaften von Sprachausgaben beschrieben, die auch Hinweise auf die unterschiedliche Klangqualität und den Bedienungskomfort der Sprache geben. Ein weiterer guter Überblick steht im Tipp 59-1.

Beschreibung

Vorab: Synthetische Sprache ist immer gewöhnungsbedürftig, aber man kann sich auch in sehr eigenwillige Sprachausgaben gut einhören. Die Entscheidung, welche Sprachwiedergabe besonders "gut" ist, ist daher sehr subjektiv. So haben z.B. in einem kleinen, nicht verallgemeinerbaren Test Hörbehinderte (Usher-Betroffene) gerade solche Sprachausgaben vorgezogen, die für andere Hörer sehr fremd und künstlich klangen. Bei der Bewertung von Sprachausgaben ist also ein "objektiver" Vergleich kaum möglich. Nachfolgend werden daher nur einige Anmerkungen über die technischen Unterschiede gemacht.

Bei der Erzeugung synthetischer Sprache müssen die Laute als Bauelemente lückenlos zusammengesetzt werden und dann mit einer Sinn entsprechenden "Satzmelodie" versehen werden. Die Hörer möchten außerdem neben der Lautstärke auch die Sprechgeschwindigkeit und andere Parameter verändern können.
Aber: Je aufwendiger die Software ist, mit der die Sprache gestaltet und variiert wird, umso langsamer ist sie tendenziell auch, d.h. sie könnte der Eingabe oder dem Bildschirminhalt nachhinken; und das kommt, je nach Rechnerkonfiguration, durchaus vor.

Aussprache-Wörterbuch: Die meisten Sprachausgaben enthalten ein spezielles Aussprachewörterbuch für Abkürzungen, Fremdwörter, Zahlen usw. Wichtig ist dabei auch die Möglichkeit, dieses Wörterbuch mit eigenen Einträgen zu ergänzen.

Navigation im Text: So wie der Schreib-Cursor im Text bewegt wird, soll auch die Sprachausgabe mitgeführt werden. Üblicherweise wird der ganze markierte Text vorgelesen bzw. die Textzeile, in die der Schreib-Cursor hineinbewegt wird. So kann der Text leicht zeilenweise vorgelesen werden. Wichtig sind auch das wortweise Lesen und das Buchstabieren, wobei je nach Cursor-Bewegung automatisch zwischen diesen Modi umgeschaltet wird.

Tastaturecho: Schon beim Eingeben eines Textes von der Tastatur aus sollen die Buchstaben (oder ggf. fertigen Wörter) vorgelesen werden. Dies ist besonders nützlich bei Personen, die noch nicht sicher beim "blinden" Schreiben im 10-Finger-System sind.

Sprachausgaben, die auf der Analogtechnik beruhen (z.B. "Talking Blaster"), haben den Nachteil, dass bei Veränderung der Sprechgeschwindigkeit auch die Tonhöhe verändert wird; das kann man bei digitalen Sprachausgaben vermeiden.

Preise: Die ersten Sprachausgaben zum Vorlesen "freier" Texte auf dem PC waren relativ teuer, da die Hardware-Voraussetzungen wie Soundkarte und Lautsprecher gleichzeitig bereitgestellt werden mussten. Heute sind diese Hardware-Voraussetzungen bei jedem neuen PC vorhanden. Unverständlicherweise sind die Preise vieler Sprachausgaben, die man inzwischen als reine CD-ROM erwerben kann, auf dem alten Level geblieben. So kostet die Sprachausgabe "Speak&Win" weiterhin ca. 750 Euro, während eine fast identische für 25-30 Euro erhältlich ist (s. "Speechback", Tipp 58-4, oder auch "Digalo-Deutsch", Tipp 58-2).

Screenreader-Anbindung: Ist die Sprachausgabe mit einem Screenreader verbunden, so können auch Menüs, graphische Symbole und vielerlei andere Elemente und Ereignisse auf dem Bildschirm sprachlich wiedergegeben werden. Ein guter Screen Reader ermöglicht eine eigene Eingabe solcher Texte, und er hält auch all-gemeine Ausführlichkeitsstufen der Erklärungen bereit; dazu gehört auch die Auswahl eines Umfangs der mit vorzulesenden Zeichensetzung.

Durch die Verwendung eines Screenreaders ist mittels der Cursoranbindung auch eine Navigation der Sprache im Text möglich, wozu sonst eine "Speech Box" erforderlich wäre.

Im Betriebssystem Windows XP wird eine Sprachausgabe kostenlos mitgeliefert, allerdings hat diese eine unbefriedigende akustische und technische Qualität (vgl. Tipp 58-6).

Wenn man den allgemeinen Trend der PC-Technologie extrapoliert, so ist damit zu rechnen, dass die immer aufwendigeren Betriebsysteme künftig auch eine kostenlose ordentliche Sprachausgabe enthalten - eine erfreuliche Perspektive für Sehbehinderte und Blinde.

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